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Start des „Blue Responsibility Award: Manufacturing for a Sustainable Terra Preta Sanitation System“
Zusammenfassung: Rund 40% der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu einem funktionierenden Abwassersystem. Der Bedarf an nachhaltigen Lösungen für dieses Problem ist groß. Um die breiten Anwendungsmöglichkeiten für nachhaltige Produktionstechnik aufzuzeigen, haben die Organisatoren der zwölften „Global Conference on Sustianable Manufacturing“ (GCSM) einen neuen Wettbewerb ins Leben gerufen: den „Blue Responsibility Award: Manufacturing for a Sustainable Terra Preta Sanitation System“.
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- © SFB 1026
Nach Angaben von UN Water haben rund 2,5 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu einem funktionierenden Abwassersystem. Es wird geschätzt, dass alle 20 Sekunden ein Kind aufgrund von mangelnder Hygiene stirbt. Eine Ursache hierfür ist die große Menge an ungeklärten Haushaltsabwässern, die an die Umwelt abgegeben werden und dadurch Krankheiten verursachen.
In Regionen, in denen wasserbasierte Sanitärsysteme verbreitet
sind, treten andere Probleme in den Vordergrund. In Deutschland
beispielsweise werden pro Person durchschnittlich 35 Liter Trinkwasser
für die täglich etwa ein bis anderthalb anfallenden Kilo Urin und
Fäkalien verwendet. In anderen Worten: Es wird 35 mal mehr Wasser
verwendet um die Ausscheidungen zu entsorgen als diese selbst
ausmachen. Neben dem hohen Wasserkonsum ist der Bau und Erhalt der
gesamten Infrastruktur wie Leitungen, Kanäle und Kläranlagen
ressourcenintensiv und Hauptkostentreiber bei der Wasserversorgung und
-entsorgung. Zudem unterbricht die systematische Entfernung
menschlicher Ausscheidungen, die dem Boden nicht wieder zugeführt
werden, den Nährstoffkreislauf und verarmt damit den Boden. Dies
führt zu Bodenerosion und erhöhtem Bedarf an chemischen
Düngemitteln.
Infolgedessen sind aktuell verfügbare
wasserbasierte Abwassersysteme auf der einen Seite unzureichend
zugänglich für Entwicklungsländer und auf der anderen Seite
ökologisch ineffizient, so wie sie in den frühindustrialisierten
Ländern entwickelt wurden. Es besteht also ein Bedarf an
ökologischeren und ökonomischeren Alternativen. Eine Möglichkeit
dem Problem Abhilfe zu schaffen, sind die sogenannten Terra Preta
Sanitärsysteme. Sie basieren auf einer Trennung von feste und
flüssige Ausscheidungen sowie einer mehrstufigen Behandlung der
Ausscheidungen wie anaerober Fermentierung und Kompostierung. Diese
Sanitärsysteme erlauben es Exkremente zu sammeln, um sie als
nährstoffreichen Dünger wieder an die Erde zurück zu geben und
damit ein geschlossenes Kreislaufsystem zu ermöglichen (siehe
Grafik). Diese Systeme böten zwei Vorteile. Die Gesundheitsbelastung
durch schlechte Hygiene würde reduziert während gleichzeitig auf
natürliche und ökologische Weise ein Düngemittel gewonnen würde.
Obwohl dieser Kreislauf bereits grob skizziert und prototypisch
implementiert wurde, gibt es noch kein marktreifes Produkt für eine
breite Anwendung.
Um dies zu ändern haben die Organisatoren der
GCSM heute einen internationalen Wettbewerb für den Entwurf eines
nachhaltigen Terra Preta Sanitärsystems ins Leben gerufen: Das Ziel
ist, ein umfassendes Sanitärsystem zu entwerfen und prototypisch
herzustellen, das Wert aus dem schöpft, was heute als Abfall gesehen
wird und auf der anderen Seite so wenig Ressourcen (Infrastruktur,
Wasser) wie möglich benötigt und damit sowohl in den urbanen Räumen
der früh industrialisierten Länder als auch in aufstrebenden
Ländern anwendbar ist. 10.000 Euro Preisgeld werden unter den besten
Beiträgen aufgeteilt. Die unabhängige Jury wird von Professor Gunter
Pauli, dem Gründer der „Blue Economy Initiative“, geleitet. Die
Gewinner werden im Rahmen der 12. CIRP Global Conference on
Sustainable Manufacturing am 24. September 2014 in Johor Bahru,
Malaysia, bekannt gegeben. Weitere Einzelheiten auf
www.gcsm.eu/special_events [2].
Kontakt:
Johannes Seidel, M.Sc.
Technische Universität
Berlin
Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb
Fachgebiet für Montagetechnik und Fabrikbetrieb
Adresse: PTZ 2,
Pascalstr. 8-9, 10587 Berlin
Tel.: +49 (0)30/314 – 75835
E-Mail: seidel@mf.tu-berlin.de
Download PDF: Sustainable Sanitation Competition
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